„Fratelli tutti“: Wir finden unsere Identität nicht in der Abgrenzung zum Anderen, sondern in der geschwisterlichen Beziehung zum Anderen, zum Fremden, zum Schutzbedürftigen. Die Gastfreundschaft – so Lintner abschließend – sei als Gelegenheit zu sehen, das Geschenk der
Begegnung mit dem Anderen anzunehmen.
Sorge tragen für Frieden und Gerechtigkeit
Der Sozialethiker Wolfgang Palaver erinnerte zunächst an die Aussage von Papst Franziskus, dass wir in einem Dritten Weltkrieg leben, der sich in fragmentierter Form seit längerem in unterschiedlichen Formen und unterschiedlichen geografischen Zonen abspielt. Der Terrorismus ist ein Teil dieses Weltkriegs. Im Zentrum seiner Ausführungen stellte Prof. Palaver dann das Verhältnis von Frieden und Gerechtigkeit. Er plädierte dafür, die Frage nach dem gerechten Krieg in die Frage nach dem gerechten Frieden umzumünzen.Ein solcher Friede umfasst soziale Gerechtigkeit und eine vorrangige Option für aktive Gewaltfreiheit. „Frieden muss auf Gerechtigkeit, auf ganzheitliche Entwicklung, die Bewahrung der Schöpfung, die Beteiligung aller am öffentlichen Leben, auf das Vertrauen zwischen den Völkern, auf Zugang zu Bildung und Gesundheitswesen, auf Dialog und Solidarität gegründet sein.“ Im Krieg zwischen den Menschen wurzele der Krieg gegen die Schöpfung, schloss Palaver seinen Vortrag.
Sorge tragen für das öffentliche Wort
Doris Helmberger, Chefredakteurin der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“, rief einige kirchliche Dokumente in Erinnerung, die die Rolle der Medien und die Bedeutung des öffentlichen Worts thematisiert haben - zuletzt im Synthesebericht der Weltsynode, wo es um die digitale Welt geht und die Frage, wie dieser „Online-Raum“ spirituell lebensfördernd gestaltet werden kann.In ihren Ausführungen zeichnete sie ein düsteres Bild einer Mediendemokratie in Krise: Desinformation, durch Algorithmen verstärke Emotionen, Hassbotschaften und öffentliche Empörung, Komplizenschaft zwischen aggressiven Populisten und einem Spektakelfernehen, Misstrauen gegenüber traditionellen Medien sind einige Stichworte dazu.
Die gemeinsame Öffentlichkeit, das gemeinsame Verständnis dafür, wohin sich eine Gesellschaft entwickeln soll, geht verloren, so Helmberger. Gefordert sei die Politik auf EU-Ebene, um ein gemeinsames Vorgehen gegen diese zerstörerischen Tendenzen zu erzielen. Gefordert seien auch die traditionellen, klassischen Medien, indem sie mit Transparenz und Fakten-Checks ihre Qualität sicherstellten. Sie schließt mit der Forderung des Medienethikers Bernhard Pörksen, der einen Übergang von der digitalen zur redaktionellen Gesellschaft fordert. Ein Baustein dazu könne eine systematische Medienbildung in den Schulen sein.
Die Tagung schloss am Nachmittag mit einer Podiumsdiskussion ab: Majda Brecelj von der Bewegung „Fridays for Furture“, Heiner Oberrauch vom Unternehmerverband, Generalvikar Eugen Runggaldier, Claudia Plaikner vom Heimatpflegeverband und Verena Dariz von der Organisation für Eine solidarische Welt (OEW) stellten sich den Fragen der Moderatorin Jutta Wieser.