Neukaledonien ist für Frankreich vor allem militärisch und geopolitisch sowie wegen großer Nickelvorkommen von Bedeutung. Auslöser der vor über einer Woche ausgebrochenen Unruhen mit mehreren Toten und zahlreichen Verletzten ist eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris. Diese soll Tausenden französischstämmigen Bürgern das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen, wenn sie mindestens zehn Jahre dort gelebt haben. Dagegen wehren sich Befürworter einer Unabhängigkeit der Inselgruppe. Die Demonstranten befürchten, dass durch die im fernen Paris beschlossene Wahlrechtsreform der Einfluss der indigenen Kanaken, die 40 Prozent der 270.000 Einwohner der Insel ausmachen, schwindet.
Ausnahmezustand verhängt
Frankreich verhängte vorübergehend den Ausnahmezustand in Neukaledonien und entsandte zusätzliche Polizei- und Militärkräfte auf die Inselgruppe. Inzwischen hat sich die Lage etwas beruhigt. Während seines Besuches wird Macron von Innenminister Gérald Darmanin und Verteidigungsminister Sébastien Lecornu begleitet.Die Verstärkung der Polizei in Neukaledonien werde so lange wie nötig im Land bleiben, sagte Macron. „In den kommenden Stunden und Tagen werden bei Bedarf weitere massive Einsätze geplant, um die republikanische Ordnung vollständig wiederherzustellen, denn es gibt keine andere Wahl.“ Tausende Touristen sitzen wegen der Unruhen fest. Frankreich, Australien und Neuseeland haben Sonderflüge zu ihrer Evakuierung organisiert.
Frankreich annektierte Neukaledonien 1853 und verlieh der Kolonie 1946 den Status eines Überseegebiets. Das Land ist der drittgrößte Nickelproduzent der Welt, aber der Sektor befindet sich in einer Krise und jeder fünfte Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze.