Sonntag, 8. September 2024

Italien: Rückkehr zur Atomenergie?

Die italienische Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni denkt an eine Rückkehr Italiens zur Atomenergie, auf die das Land infolge eines Referendums in den 1980er-Jahren verzichtet hatte. Bis Ende dieses Jahres will das Kabinett einen Gesetzesentwurf verabschieden, der den Rechtsrahmen für eine Rückkehr zur Atomenergie enthalten soll.

Italien hatte sich 1987 - ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - in einem Referendum für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. - Foto: © APA / Tomas Hudcovic/EPA

„Die Italiener haben sich in den 1980er-Jahren per Referendum über eine inzwischen 60 Jahre alte Technologie der ersten und zweiten Generation geäußert. Wir haben aber jetzt eine Kernenergie, die nicht den Bau von Großkraftwerken vorsieht“, sagte der Minister für Umwelt und Energiesicherheit, Gilberto Pichetto Fratin, der am Samstag am Wirtschaftsforum „Ambrosetti“ in Cernobbio am Comer See teilnahm.

„Italiens Ziel ist es, die Dekarbonisierung zu erreichen. Und die Dekarbonisierung ist eine Chance für das Land. Die Energiekrise, die durch den Krieg Russlands in der Ukraine ausgelöst wurde, hat deutlich gemacht, dass wir keinen angemessenen Energiemix haben. Derzeit wird ein Drittel der Energie aus erneuerbaren Quellen und 2 Drittel aus fossilen Brennstoffen erzeugt. Wir haben immer noch Kohlekraftwerke, für die es eine Verpflichtung gibt, sie abzuschaffen“, sagte Pichetto Fratin.

Die letzten Atomkraftwerke wurden 1990 stillgelegt

Italien hatte sich 1987 - ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - in einem Referendum für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. Die letzten Atomkraftwerke wurden 1990 stillgelegt. 2009 hatte der damalige Regierungschef Silvio Berlusconi angekündigt, wieder in die Kernkraft einsteigen zu wollen, legte sein Vorhaben nach der Katastrophe von Fukushima aber auf Eis. 2011 sprachen sich rund 94,5 Prozent der Italiener in einem weiteren Referendum gegen den Bau neuer Atomkraftwerke aus.

Die rechte Regierungspartei Lega setzt sich für ein Referendum zum Wiedereinstieg Italiens in die Produktion von Atomenergie ein. Damit könne Italien zur „sauberen Kernenergie der neuesten Generation“ zurückkehren, sagte Infrastrukturminister Matteo Salvini, Vizepremier und Chef der Lega, kürzlich. Italien sei von Nachbarländern umgeben, die Energie durch Kernkraftwerke erzeugen und damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber italienischen Unternehmen hätten.

apa

Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden