„Erwarte mir von der Regierung eine klare Distanzierung“
Auch SVP-Obmann Dieter Steger findet klare Worte: „Ob Mussolini-Wein oder jetzt Briefmarken, es handelt sich hier nicht um Geschmacksverirrungen, sondern es ist schlichtweg unerträglich und in keinem Fall tolerierbar“, so Steger.Sicher ist, Steger wird dieser Sache in Rom nachgehen. „Ich werde eine entsprechende Anfrage in Kammer stellen. Ich will wissen, wer hier verantwortlich ist, und ich erwarte mir von der Regierung eine klare Distanzierung.“
„Eine Beleidigung für die Südtiroler und ihre Geschichte“
Auch die SVP-Senatorin und Präsidentin der Autonomiegruppe, Julia Unterberger, findet klare Worte: „Die Briefmarke zum Gedenken an Giovanni Gentile, dessen Schulreform eine der Säulen für die Zwangsitalienisierung Südtirols während des Faschismus war, macht sprachlos.“„Giovanni Gentile war der Bildungsminister, der in der Zeit des Faschismus die deutsche Sprache in den Südtiroler Schulen verbot.“
„Ein Affront gegen Südtirol“
Die Kinder wurden gezwungen ihre Muttersprache nicht mehr zu sprechen und erhielten Unterricht in einer Sprache, die sie nicht kannten. „Daher entstanden geheime Schulen, die so genannten Katakombenschulen“, so Unterberger.„Es waren vor allem Frauen, darunter auch meine Großmutter, die dort heimlich weiterhin Deutsch unterrichteten. Sie taten dies unter Lebensgefahr, und nicht wenige von ihnen wurden verhaftet.“
Obwohl Gentile eine komplexe Figur ist, solle man nicht vergessen, dass er aktiv mit dem faschistischen Regime zusammenarbeitete und eine führende Rolle bei dem Versuch spielte, die deutsche Minderheit auszulöschen, so die Senatorin. „Ihn mit einer Briefmarke zu ehren, ist ein Affront gegen Südtirol.“