Die Direktorin Christina Holzer machte darauf aufmerksam, dass ihre Goethe-Schule an Kapazitätsgrenzen gestoßen sei und es neue Maßnahmen zur besseren Inklusion nicht-deutschsprachiger Schüler brauche. Eine praktische Herausforderung, der sich viele Schulen gegenübersehen. Übrigens nicht nur in Südtirol. Die Sprachförderklasse, die die Direktorin für diese Schüler einrichten wollte, lehnte das Schulamt ab. Eine andere, bessere Lösung konnte es allerdings auch nicht bieten.
Man teilte stattdessen mit, dass es den von der Goethe-Schule beklagten Notstand gar nicht gebe und verwies auf Studien, die das belegen sollten. An die Schulen im ganzen Land ging damit die Botschaft: Habt ihr ein ähnliches Problem wie die Kollegen in der Goethe, verursacht ihr es vermutlich selbst. Denn wir können keines erkennen.
Das Umfeld, in dem Lehrer arbeiten, ist offensichtlich komplexer geworden – aus verschiedenen Gründen, überall. Aber in Südtirol hätte die Politik mehr Möglichkeiten die Situation zu verbessern, als dies anderswo der Fall ist. Sie hätte es in der Hand, die Schulen wieder zu den attraktiven Arbeits- und Lernorten zu machen, die sie waren: durch eine zugängliche, transparente Verwaltung, schnelle und wirksame Unterstützung; aber auch durch reibungslosere Anerkennung von Qualifikationen und natürlich: durch angemessene Bezahlung. Dass ausgerechnet die Schulgewerkschaften immer wieder vertröstet werden, wenn es um längst versprochene Gehaltserhöhungen geht, spricht Bände. Leider.
Sollte uns die Zukunft unserer Jugend nicht mehr wert sein? Hilferufe wie die aus der Goethe-Schule nicht ernst zu nehmen, ist fahrlässig. Schulverwaltung und -politik sind dazu da, die besten Rahmenbedingungen für Lehrer und Schüler zu schaffen. Eine Verwaltung, die praktische Probleme nicht löst, macht ihre Arbeit nicht. Eine Politik, die sagt, das gehe sie nichts an, stellt sich ein schlechtes Zeugnis aus.