Im Gespräch mit Daniela von der Kontaktstelle Gea und mit Barbara Wielander und Renate Seeber vom Frauenhausdienst Brixen erfährt man, dass die Anruferzahlen in Südtirol nach dem Femizid an Giulia Cecchettin nicht so extrem in die Höhe geschnellt sind wie in Italien. Gestiegen seien sie aber.
Es gebe deutlich mehr Meldungen von Gewaltfällen – nicht nur von betroffenen Frauen, sondern auch von besorgten Eltern. Aber auch Direktoren und Lehrer, Nachbarn oder Freunde würden anrufen und Gewalt melden. Ob das aber im Zusammenhang mit dem Femizid von Giulia Cecchettin stehe, könne man freilich nicht sagen.
Ist es Gewalt?
„Notfälle, wo Frauen während des Anrufs bedroht werden, gibt es bei uns kaum. Wir wären da auch nicht unbedingt die richtigen Ansprechpartner. Bei Notfällen sollte man den Notruf wählen. Zu uns kommen Frauen, die unter verschiedenen Gewaltformen leiden und die Gewaltdynamiken besser verstehen wollen, um den Ausstieg aus einer gewaltvollen Beziehung zu finden“, sagen Wielander und Seeber vom Frauenhausdienst in Brixen. Das Frauenhaus in Brixen arbeite sowieso mehr mit Frauen, die vorbeikommen, als über Telefon.„Einige Frauen weinen, andere sind ganz leise, wenn sie zu uns kommen – verletzt wurden sie aber alle. Und das in einem Umfeld, wo sie eigentlich geschützt sein sollten: in der eigenen Familie“, sagen Wielander und Seeber. Den Frauen werde im Frauenhaus umgehend geholfen. Man kläre die Situation zuerst ab und setze dann weitere Schritte, man entwickle Notfallpläne und Möglichkeiten, um im Kontakt zu bleiben.
„Wenn die Lage eskaliert, können wir Frauen auch eine Unterkunft bieten, wo sie leben dürfen und besonders geschützt sind. In Südtirol sind wir mit den Frauenhäusern sehr gut aufgestellt.“
Südtiroler Frauen betroffen
Der Frauenhausdienst in Brixen betreut großteils einheimische Frauen, nicht solche mit Migrationshintergrund.Die Kontaktstelle Gea arbeitet anders als das Frauenhaus in Brixen mehr telefonisch. In den vergangenen Wochen hatten sie sehr viele Anrufe von besorgten Bekannten und betroffenen Frauen selber. Die Kontaktstelle Gea bietet den Frauen Gespräche an, um das Risiko richtig einzuschätzen und sie zu unterstützen, in der Aufarbeitung und in Notsituationen.
„Es kommt aber nur selten vor, dass es am Telefon eine Notsituation gibt. Meistens wollen sich Frauen informieren, ob sie Gewalt erleben, weil für sie die Gewalt schon zur Normalität geworden ist. Im Gespräch versuchen wir dann, darüber zu sprechen“, sagt Daniela von Gea. Nach einem ersten telefonischen Kontakt können Frauen einen Termin für eine Beratung ausmachen. Den Termin bekomme man schnell.
Hier gibt es Hilfe
Die Kontaktstelle Gea ist eine Anlaufstelle für Frauen, die 24 Stunden am Tag erreichbar ist. Grüne Nummer: 800276433Beim Südtiroler Frauenhausdienst kann man sich über die Grüne Nummer 800601330 melden oder einfach persönlich vorbeischauen.
Hilfe finden Sie außerdem unter folgenden Grünen Nummern:
Geschützte Wohnungen Bozen: 800 892 828
Frauenhausdienst Bruneck: 800 310 303
Frauenhaus Meran: 800 014 008
Notrufe
112 – Nummer im Notfall1522 – AntiViolenza Donna (staatlicher Notruf)