Sonntag, 15. September 2024

Unwetter erreicht Wien: Überflutungen und Häuserevakuierungen

Am Sonntagvormittag erreichte das Unwetter auch Wien. Der Wienfluss trat stellenweise über die Ufer und überschwemmte Häuser, woraufhin Menschen evakuiert werden mussten. Einige Gebäude sind nur noch mit Booten erreichbar. In drei Bezirken kam es zu Stromausfällen. Die Feuerwehr rückte allein im Wiener Stadtgebiet zu über 1100 Einsätzen aus.

Die Wien wurde zum reißenden Fluss. - Video: stol

Das unwetterbedingte Hochwasser hat am Sonntagvormittag auch Wien erreicht. Der Wienfluss wies am Sonntag um 9 Uhr im Bereich der Kennedybrücke einen Pegelstand von 2,26 Meter auf. Am Vortag waren es zur selben Zeit 50 Zentimeter.



In Penzing trat der Wienfluss im Bereich Ludwiggasse über die Ufer und überflutete Häuser. Einige Gebäude können nur mehr mit Booten erreicht werden. Wie die Berufsfeuerwehr mitteilte, wurden in den frühen Morgenstunden Menschen evakuiert.

Foto: © APA / GEORG HOCHMUTH

„Es ist nicht zu erwarten, dass das Wasser zurückgeht“ – weitere Evakuierungen nicht ausgeschlossen

Betroffen waren laut Gerald Schimpf, dem Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr, „eine Handvoll Häuser“, die direkt am Wienfluss liegen. Die darin wohnhaften Menschen seien großteils privat untergekommen. Dass sie bald in ihre Häuser zurückkehren können, sei nicht sehr wahrscheinlich, meinte Schimpf im Gespräch der APA: „Es ist nicht zu erwarten, dass das Wasser zurückgeht.“ Auch weitere Evakuierungen im Stadtgebiet seien nicht ausgeschlossen, meinte Schimpf.

Foto: © APA / TOBIAS STEINMAURER

Stromversorgung in 3 Bezirken unterbrochen

In 3 Wiener Bezirken - nämlich in Teilen von Penzing, Landstraße und der Donaustadt - war am Sonntagvormittag die Stromversorgung unterbrochen. Das teilten die Wiener Netze mit. „Wir arbeiten weiter an der Behebung, um die Versorgung rasch wiederherzustellen“, hieß es auf der Website des Energieversorgers.

Die Wien wurde zum reißenden Fluss. - Foto: © APA/STADT WIEN | FEUERWEHR / UNBEKANNT

U-Bahn-Betrieb eingeschränkt

Das Szenario hatte auch Folgen auf den öffentlichen Verkehr. Die Wiener Linien mussten ihren U-Bahn-Betrieb erheblich einschränken. Der Wienfluss hatte bereits in der Nacht einen kritischen Pegelstand erreicht. Auch der Wasserstand am Donaukanal stieg massiv an. Die Wiener Linien sahen sich daher zu umfassenden Schutzmaßnahmen an verschiedenen U-Bahn-Linien veranlasst. Die gefährdeten U-Bahn-Trassen wurden mit Dammbalken und Sandsäcken vor dem eindringenden Wasser geschützt. Der U-Bahn-Betrieb musste teilweise eingestellt werden. Zudem mussten die Tunnel-Vortriebsarbeiten an der U2-Baustelle-Pilgramgasse aufgrund des kritischen Pegelstands eingestellt werden. Alle Arbeiter verließen die Baustelle geordnet. „Der Einfluss des Hochwassers auf andere Baustellen der Wiener Linien ist derzeit noch nicht absehbar. Es ist aber mit weiteren Auswirkungen zu rechnen“, teilte Andrea Zefferer, Sprecherin der Wiener Linien, der APA mit.

Situation am Wiener Hauptbahnhof. - Foto: © APA / ERNST WEISS



Die U4 verkehrte nur mehr zwischen den Stationen Heiligenstadt und Friedensbrücke, die U6 wurde vorerst zwischen Floridsdorf und Westbahnhof sowie Bahnhof Meidling und Siebenhirten geführt. Die U3 wurde zwischen den Stationen Rochusgasse und Simmering eingestellt. „Weichen Sie nach Möglichkeit bitte großräumig auf andere Linien aus“, ersuchten die Wiener Linien Öffi-Nutzende.

Mehr als 1100 Einsätze im Wiener Stadtgebiet

Der Dauerregen und teilweise orkanartiger Sturm forderten die Einsatzkräfte der Wiener Berufsfeuerwehr. Innerhalb der letzten Stunden wurden mehr als 1100 Einsätze im Wiener Stadtgebiet absolviert. Gefährliche Situationen waren im Bereich des Wienflusses und des Liesingbachs zu beseitigen. Die eine Hälfte der Einsätze waren auf den Niederschlag, die andere auf den Sturm zurückzuführen. Umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste mussten entfernt werden, Wassereintritte in Gebäude, Keller und Tiefgaragen waren zu bekämpfen.

„Vermeiden Sie heute unnötige Fahrten bzw. Aufenthalte im Freien und halten Sie sich von hochwasserführenden Gewässern fern“

„Insbesondere das Ansteigen der Pegel des Wienflusses bzw. des Liesingbaches sorgen weiterhin für Gefahren in diesem Bereich“, teilte Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf mit. Die Feuerwehr rechne auch weiterhin mit einem sehr hohen Einsatzaufkommen und habe zusätzliches Personal einberufen, sagte Schimpf. „Vermeiden Sie heute unnötige Fahrten bzw. Aufenthalte im Freien und halten Sie sich von hochwasserführenden Gewässern fern“, appellierte er an die Vernunft der Wiener Bevölkerung.

apa/stol

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