Mittwoch, 18. September 2024

Tschechien: Mehrere Plünderungen nach Hochwasser

Die aktuellen Vorfälle in Tschechien sind an Dreistigkeit wohl nicht zu überbieten. Ersten Informationen zufolge ist es in den Hochwasser- und Überschwemmungsgebieten zu vereinzelten Plünderungen von Häusern gekommen.

Auch in Tschechien löste das Hochwsser massive Schäden aus. - Foto: © APA/AFP / MICHAL CIZEK

Der Polizei seien bisher 3 derartige Fälle bekannt, sagte Innenminister Vit Rakusan nach einer Krisensitzung in Prag. Das Gesetz sehe in Katastrophenlagen wie dieser deutlich höhere Strafen für solche Taten vor. Für das Ausrauben eines Hauses drohten bis zu 15 Jahre Gefängnis ohne Bewährung.

Entlang der Elbe an der Grenze zu Sachsen in Deutschland wird im Laufe des Tages eine weitere Zunahme des Wasserstands erwartet. In Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) sollen Hochwasserbarrieren und Sandsäcke das Stadtgebiet schützen. An der Marienbrücke wurde ein Mensch in der Elbe gesehen, eine Suchaktion blieb indes erfolglos. Viele Uferflächen waren überflutet, der Ortsteil Dolni Zleb im Elbtal war nur mit der Bahn zu erreichen. Landesweit galt noch an mehr als 25 Pegelstationen die höchste Hochwasser-Alarmstufe.

Nach den verheerenden Überflutungen im Osten des Landes laufen dort bereits die ersten Aufräumarbeiten. Vielerorts bot sich den Helfern ein Bild der Zerstörung. Schlammmassen drangen in Geschäfte, Wohnungen und Schulen ein. Die Armee kam mit schwerem Gerät zum Einsatz. Hubschrauber brachten Trinkwasser und Lebensmittel in Städte und Gemeinden im Altvatergebirge an der Grenze zu Polen, die wegen beschädigter Straßen und eingestürzter Brücken von der Außenwelt abgeschnitten waren.

Die Regierung in Prag richtete ein Hilfeersuchen an andere EU-Länder mit der Bitte um 15.000 Bautrockner zur Entfeuchtung von Räumen. Rund 8000 Geräte werden derzeit aus den eigenen Reserven verteilt. Im Nachbarland Slowakei verharrte die Donau in der Hauptstadt Bratislava, rund 50 Kilometer östlich von Wien, auf einem hohen Niveau von mehr als 9,7 Metern über dem Pegel-Nullpunkt. Vor den Unwettern waren es rund 2 Meter.

Hoher Wasserstand könnte länger anhalten

In Polens erreichte die Hochwasserwelle indes die Region nahe Breslau (Wroclaw). In der Kleinstadt Olawa 26 Kilometer südöstlich der niederschlesischen Metropole sei der Wasserstand der Oder in der Nacht auf Mittwoch um eineinhalb Meter gestiegen, teilte der Generalstab der polnischen Armee auf X mit.

Nach Angaben des Bürgermeisters der Stadt mit 33.000 Einwohnern werde die Flutwelle mit maximal 7,70 Metern niedriger als erwartet - normal sind mehr als 2 Meter. Der hohe Wasserstand könne aber länger anhalten als ursprünglich prognostiziert. Dies bedeutet eine große Belastung für die Deiche, die dem Wasser standhalten müssen. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte der Nachrichtenagentur PAP, viele Bürger würden den Einsatzkräften dabei helfen, die Deiche mit Sandsäcken zu verstärken.

Auch in Breslau wurde der Hochwasserschutz vorsorglich verstärkt. Die Flutwelle der Oder wird für Donnerstag oder Freitag erwartet. Beim Oderhochwasser 1997 wurde die Stadt mit 630.000 Einwohnern zu einem Drittel überschwemmt.

apa/stol

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