Freitag, 23. August 2024

Trentino-Südtirol: Gefängnisse zu 91 Prozent überbelegt

Die Haftanstalten in Trentino-Südtirol – also das Bozner Gefängnis und jenes in Spini di Gardolo bei Trient – sind mit 426 männlichen und 46 weiblichen Insassen zu 91 Prozent überbelegt. Das beklagt die Vereinigung Luca Coscioni, die sich um die Rechte von Häftlingen und die Zustände der Haftanstalten kümmert.

Das Bozner Gefängnis ist veraltet und chronisch überbelegt. - Foto: © pir

Zugleich schickte die Vereinigung eine Verwarnung an alle 102 Sanitätsbetriebe, in deren Einzugsgebiet sich die insgesamt 189 italienischen Haftanstalten befinden. Damit wurden auch der Südtiroler und der Trentiner Sanitätsbetrieb aufgefordert, ihrer gesetzlichen Pflicht nachzukommen und Inspektionen in den Haftanstalten durchzuführen, um die hygienischen Verhältnisse zu beurteilen und für die Bereitstellung sämtlicher erforderlicher Sozial- und Gesundheitsleistungen zu sorgen, falls diese nicht dem Standard entsprechen sollten.

Das Bozner Gefängnis ist auf 88 Insassen ausgelegt, derzeit sitzen dort 104 Personen ein – es ist aber schon vorgekommen, dass darin bis zu 130 Personen untergebracht waren. Von den derzeitigen Insassen verbüßen 85 Personen ihre Haftstrafe, zu der sie rechtskräftig verurteilt wurden, bei 2 weiteren ist das Urteil vorerst nicht rechtskräftig, 16 Personen sind in U-Haft. 33 Insassen sind italienische Staatsbürger, 16 stammen aus Marokko, 8 aus Albanien, 6 aus Tunesien, die restlichen 41 gehören anderen Nationalitäten an.

Erst kürzlich hatte sich eine Delegation der Südtiroler Strafverteidiger ein Bild von der Überbelegung und den Zuständen im Bozner Gefängnis gemacht. „Unter diesen Bedingungen ist die erzieherische Funktion von Haftstrafen nicht gewährleistet“, erklärte Rechtsanwalt Angelo Polo nach dem Lokalaugenschein.

d

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