„Der Gänsegeier ist der zweitgrößte fliegende Vogel, den es in Europa gibt. Die Sichtungen in Südtirol nehmen zurzeit Tag für Tag zu“, erklärt Gamper. Vor etwa 2 Wochen wurden an der Mutspitze 15 Gänsegeier gesichtet.
Bei den Gänsegeiern, die gerade in Südtirol kreisen, handle es sich um nicht-geschlechtsreife Tiere, welche die Alpen auf der Suche nach Nahrung abfliegen. „Als Brutvogel ist der Gänsegeier in Südtirol hingegen nicht bekannt“, weiß Gamper. Die Tiere brüten in den Hohen Tauern, in den Pyrenäen und auch in Friaul-Julisch Venetien gibt es eine Kolonie. Von dort aus fliegen die Greifvögel dann auch bis nach Südtirol.
„Die imposanten Greifvögel fliegen in einer Höhe von 4000 bis 5000 Metern und erreichen dabei eine Geschwindigkeit von 60 bis 70 Kilometer pro Stunde“, erklärt Gamper. Zu sehen sind die Vögel also nicht im Talkessel, wie oft angenommen wird, sondern im Hochgebirge. „Oberhalb der Baumgrenze, bei schönem Wetter, und mit etwas Glück hat man zurzeit also relativ gute Chancen, diese besonderen Tiere zu sehen“, sagt Gamper.
Die Gänsegeier suchen im Alpenraum nach Nahrung. Als Bedrohung müssen die Tiere allerdings nicht gesehen werden: „Die Gänsegeier sind keine Beutegreifer, sondern sie ernähren sich nur von Aas.“
Früher wurden die Gänsegeier ausgerottet, weil man der Meinung war, sie würden Haustiere und Nutztiere fressen. „Heute weiß man aber, dass das nicht stimmt. Die Geier sind auf der Suche nach Kadavern.“
Die zunehmenden Sichtungen in Südtirol seien erfreulich und deuten darauf hin, dass der Bestand der Gänsegeier europaweit wieder zunimmt.
Dass die imposanten Vögel bald auch in Südtirol brüten, glaubt Gamper allerdings nicht: „Die Konkurrenz des Bartgeiers ist dafür wohl zu groß. Dieser hat sich hier bei uns im Land gut entwickelt. In Schnals und im Martelltal brüten die Bartgeier nämlich jedes Jahr.“