Dass sich Gesellschaften rasant umbauen, erleben wir jeden Tag. Dass damit eine Menge neuer Problemen entstehen ist augenscheinlich. Dass sich dadurch Gewohnheiten, Traditionen, Lebensformen und Sichtweisen verändern ist wohl unvermeidbar und schon offensichtlich. Von den Entscheidungsträgern, ob gewählt oder installiert, muss jedoch erwartet werden, dass sie die Veränderungen begleiten und – wenn notwendig – korrigierend eingreifen. Dieses Verständnis ist mittlerweile zwar altertümlich, aber nach wie vor topaktuell. Wer die Anforderungen nicht erfüllen kann oder will, ist in den verantwortungsvollen Positionen absolut fehl am Platz.
Vor allem die Sprachendiskussion braucht endlich eine konstruktive, logische und vernünftige Herangehensweise. Die leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit mit Unterdrückung und Verbot der deutschen Schule und Sprache und die vorhersehbaren Entwicklungen der Zukunft müssen in der Gegenwart beide Platz haben. Diese Verbindung fehlt der brisanten Polemik gänzlich. Und dies seit Jahrzehnten.
Lehrer, Eltern, Schulamt und Politik gehören an, Wünsche, Anliegen, Lösungsvorschläge und Konzepte endlich auf den Tisch. Je länger man die Sache schleifen lässt, desto unlösbarer wird sie und erreicht irgendwann einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Möglicherweise sind wir schon soweit.
Gänzlich unverständlich ist, dass dieses Thema auf der Agenda der seit Jahrzehnten quasi im Alleingang regierenden Südtiroler Volkspartei nicht auf den vorderen Plätzen rangiert. Gerade Sprache und Identität sind eng miteinander verbunden. Wer sich als politische Bewegung dazu aufschwingt beides schützen zu wollen, der muss das Heft bei der Schuldiskussion schleunigst in die Hand nehmen. Es geht um die Glaubwürdigkeit.
michael.fink@athesia.it