Der Unfall am 6. Juli letzten Jahres auf der Hauptstraße von Santo Stefano di Cadore hatte weit über die Grenzen der Provinz Belluno für Entsetzen gesorgt: Der kleine Mattia Antoniello, 2 Jahre alt, sein Vater Marco Antoniello, 48, und seine Großmutter mütterlicherseits, Maria Grazia Zuin, 65, aus Favaro Veneto (Venedig), die auf dem Bürgersteig spazieren gingen, starben bei dem Unfall. Auch die Mutter des Kleinen, Marcos Frau Elena Potente und sein Vater Lucio mussten den Unfall mitansehen, da sie nur wenige Meter entfernt gingen.
Hatte wochenlang im Auto gelebt
Die Fahrerin des Audi, Angelika Hütter (33 Jahre) aus Ostbayern, stand an diesem Tag weder unter Drogeneinfluss noch war sie betrunken. Die Tragödie schien unerklärlich.Erst die Rekonstruktion ihrer Vergangenheit und ihrer Persönlichkeit brachte die Ermittler zu dem Schluss, dass sie mutmaßlich unter psychischen Problemen leiden könnte. Die 33-Jährige hatte vor dem Unfall wochenlang in ihrem Auto gelebt und die Beziehung zu ihren Eltern in Deutschland abgebrochen.
Vorwurf: Mehrfache fahrlässige Tötung
Die Anklage lautet auf mehrfache fahrlässige Tötung. In einer ersten Begutachtung durch die Sachverständige der Staatsanwaltschaft, Anna Palleschi, war die junge Frau für zurechnungsfähig erklärt worden. Ein Beweissicherungsverfahren wurde angesetzt: Ein vom Richter ernanntes Sachverständigengremium und die von Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Zivilklägern benannten Parteiengutachter konnten das Verhalten von Hütter analysieren und ihren Zustand beurteilen.Das von der Untersuchungsrichterin Enrica Marson ernannte Gremium besteht aus dem Psychiater Renato Ariatti, dem Psychologen Tommaso Caravelli, dem Psychiater Heinz Prast und dem Neuropsychologen Stefano Zago. Der Zivilkläger mit Rechtsanwalt Alberto Berardi hat die Psychiaterin Matilde Forghieri, den Professor für forensische Neuropsychologie an der Universität Padua Giuseppe Sartori bestellt. Die Verteidigung, Rechtsanwalt Giuseppe Triolo, beauftragte den Psychiater Joseph Schwitzer.