Montag, 30. September 2024

Messer, Tränengas, „Upskirting“: Was Oberst Rivola auf der Wiesn erlebte

Ein Schreiben aus München erreichte vor wenigen Wochen den Landeskommandant der Südtiroler Carabinieri, Oberst Raffaele Rivola: Der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel lud ihn damit persönlich zum Oktoberfest ein.

Ein seltener Anblick: Ein hoher Funktionär der Carabinieri – Landeskommandant Oberst Raffaele Rivola (links im Bild) – legt selbst Hand an und unterstützt seine Männer und Frauen sowie jene der bayerischen Polizei bei den Einsätzen auf der Wiesn.

„20 Kilometer am Tag, oft im Laufschritt durch die Menschenmenge“ legen die Ordnungshüter beim Oktoberfest zurück. Gemeint ist nicht nur die Wiesnwache, sondern auch 2 Teams der Carabinieri aus Südtirol.

Besonders wichtig war die Präsenz der Südtiroler Ordnungshüter am vergangenen Wochenende – am sogenannten „italienischen Wochenende“. Für diese Tage wurden nämlich die höchsten Zahlen an Besuchern aus Italien erwartet.


Immer in Bewegung: Etwa 20 Kilometer legen Beamte der Wiesnpolizei und Carabinieri täglich auf dem Oktoberfest zurück – auch im Laufschritt, um bei Notfällen rasch einzugreifen. - Foto: © CC



Und genau an diesem Wochenende war auch Oberst Raffaele Rivola, Landeskommandant der Carabinieri, auf der Wiesn. Eingeladen hatte ihn der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel. Aber nicht auf eine Maß. Sondern, um auch selbst 14 Stunden lang auf dem Oktoberfest für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.

„Wir waren von 12 Uhr bis 2 Uhr nachts unterwegs, immer wieder waren auch italienische Staatsbürger auf unsere Hilfe angewiesen“, erklärt Rivola.

„So ist ein junger Mann auf mich zugekommen, dem der Wiedereintritt ins Zelt verweigert worden war – obwohl er seinen Rucksack mit Wertsachen dort liegen gelassen hatte“, erzählt Rivola.

„Schlägerei mit Tränengas – Messer in Lederhose“

Der Landeskommandant – der des Deutschen mächtig ist – erklärte den deutschen Kollegen sofort die Situation. Diese begleiteten den Italiener ins Festzelt, um seinen Rucksack zu holen.

Dabei war das wohl die ungefährlichste Aufgabe, mit der der Landeskommandant an jenem Tag und alle anderen Ordnungskräfte auf der Wiesn jeden Tag konfrontiert waren.

„Ich war anwesend bei einem Einsatz wegen einer Schlagerei, bei der die Beteiligten auch Tränengas einsetzten. Das kann in der Menschenmenge zu Panik und potenziell noch gefährlicheren Situationen führen“, unterstreicht der Landeskommandant und lobt zugleich die gute Zusammenarbeit mit der bayerischen Polizei und deren Professionalität.

Die betroffenen Personen wurden festgenommen und der Bereich abgesperrt, sodass niemand zu Schaden kam. Auch wurden einige junge Wiesnbesucher aus dem Verkehr gezogen, die Messer in den Innentaschen ihrer Lederhosen versteckt hatten.

„Upskirting“-Täter identifiziert

Aufmerksam wurden die Beamten auch auf einige Männer, die ihre Smartphone-Kamera unter Tischen und Dirndln auf den Intimbereich von Besucherinnen und Kellnerinnen richteten – diese strafbare Handlung ist auch als „Upskirting“ bekannt (aus dem Englischen von „upskirt“, wörtlich „unter dem Rock“, Anm. d. Red.).

Neben den „geübten“ Augen der Carabinieri, die aufgrund der gesetzlichen Lage in Italien (besonders wegen des Gesetzespaketes gegen Gewalt an Frauen „Codice Rosso“) eine große Sensibilität für das Thema an den Tag gelegt haben, konnten die Täter auch dank der zahlreichen Überwachungskameras auf der Wiesn identifiziert werden, erklärt der Landeskommandant der Carabinieri.

Das Oktoberfest ist eine sichere Veranstaltung – aber auch dort gibt es Regeln. Aus diesem Grund sollte man sich immer bereit zeigen, mit den Ordnungshütern vor Ort zusammenzuarbeiten.
Carabinieri-Landeskommandant Oberst Raffaele Rivola



Nach 14 Stunden Einsatz mit der Wiesnwache ist sich der Südtiroler Landeskommandant der Carabinieri sicher: „Das Oktoberfest ist eine sichere Veranstaltung – aber auch dort gibt es Regeln. Aus diesem Grund sollte man sich immer bereit zeigen, mit den Ordnungshütern vor Ort zusammenzuarbeiten.“ Immerhin gewährleisten die Beamten höchste Sicherheitsstandards zur Wahrung der Bürgerrechte, so Rivola.

Besucher sagen mit Tulpen „Danke“

Und die meisten Italiener freuen sich, die Carabinieri auf der Wiesn anzutreffen. „Viele wollen ein Foto mit uns“, so der Landeskommandant. Dankbarkeit zeigen aber auch die „einheimischen“ Wiesnbesucher: Immer wieder schenken sie den Beamten und Beamtinnen Tulpen als Dankeschön für ihren Einsatz.

Tulpen für Polizeibeamte und Carabinieri auf der Wiesn: Ein Zeichen der Dankbarkeit vonseiten der Besucher.


Ein solches Geschenk steckt etwa in der Jackentasche der deutschen Polizistin, die auf dem Bild, das von den Carabinieri zur Verfügung gestellt wurde, zu sehen ist. Auch bei den Carabinieri bedankten sich die Oktoberfestbesucher: Eine Beamtin kehrte am Montag mit fast einem Dutzend Tulpen nach Südtirol zurück.

mic

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