Zwar zeigte sie sich beeindruckt vom Anteil erneuerbarer Energie (Wasserkraft) am Strom. Doch gerade in den Bereichen Tourismus und Mobilität sei noch einiges zu tun. Und auch die hohen Wohnungskosten in Südtirol sprach sie an.
Aufforderung: Konkrete Maßnahmen definieren
Den 90 Seiten starken Bericht an sich stellte OECD-Analyst Lorenz Gross (online zugeschaltet) vor. Und da findet sich bei den Schlüsselempfehlungen als erster Satz die Aufforderung, konkrete Maßnahmen zu definieren, um auf die Herausforderungen in den Bereichen Mobilität, Tourismus, Landwirtschaft und Wohnen zu reagieren.Das Strategiepapier „Everday for Future“ sei „ein guter Ausgangspunkt“, als nächsten Schritt sollte man aber in Betracht ziehen, die im OECD-Bericht aufgelisteten Maßnahmen umzusetzen. Und da steht ganz oben in der Liste der Ausbau der nachhaltigen Mobilität, um die Abhängigkeit der Südtiroler vom eigenen Auto zu verringern. 2019 kamen auf 100 Südtiroler 93 Autos, der Durchschnitt der OECD-Länder liegt bei 40 Autos pro 100 Einwohner.
Große Baustelle im Bereich Tourismus
Eine große Baustelle verortet der Bericht im Bereich Tourismus, bei dem Südtirol, so Kamal Chaoui, Opfer des eigenen Erfolges sei. Denn Südtirol hat italienweit den intensivsten Tourismus mit 65.000 Nächtigungen pro 1000 Einwohner (Daten 2022). Zwischen 1990 und 2022 sei die Zahl der Touristen um 50 Prozent angestiegen – von 23 auf 34 Millionen Nächtigungen.90 Prozent dieser Touristen kommen laut OECD mit dem Auto. Und tragen auch mit dieser Tatsache zu höheren Treibhausgas-Emissionen sowie zu einer höheren Luftverschmutzung bei. Auch hier ist Südtirol nämlich keinesfalls Spitze, im Gegenteil: 2020 war der gemessene Wert für Feinstaub 2,5 doppelt so hoch wie der von der WHO empfohlene Grenzwert.
Zu hohe Wohnkosten und Handlungsbedarf in Landwirtschaft
Mehrmals wurden am Mittwoch die zu hohen Wohnkosten in Südtirol angemahnt. Südtirols Politik müsste seinen Bürgern Zugang zu bezahlbarem Wohnraum ermöglichen, und u.a. Kurzzeitvermietungen (Stichwort airbnb) insbesondere in den Städten Meran und Bozen regulieren. 35 Prozent der Haushaltsausgaben gingen in Südtirol nämlich für das Wohnen drauf, der OECD-Durschnitt liegt bei 24 Prozent.Handlungsbedarf sieht der Bericht auch bei der Landwirtschaft, die für 76 Prozent der Methan-Emissionen und für 17 Prozent der CO2-Emissionen in Südtirol verantwortlich sei. „Südtirol hat eine bereichsübergreifende Vision für nachhaltige Entwicklung entwickelt, aber die Umsetzung konkreter Maßnahmen befindet sich noch im Anfangsstadium“, befindet der Bericht.