„Beryl“, der erste Hurrikan der Anfang Juni begonnenen Saison im Atlantik, hatte sich vergangenes Wochenende innerhalb von weniger als 24 Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 entwickelt. Das Sturmzentrum traf am Montag über der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou auf Land. Dort und auf der nahegelegenen Insel Petite Martinique wurden laut Regierung 98 Prozent der Gebäude beschädigt oder zerstört. Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell sprach von Armageddon-ähnlicher Verwüstung.
7 Todesfälle infolge des Sturms
Ähnlich hart traf es auch Union Island, das zum Staat St. Vincent und die Grenadinen gehört. Insgesamt wurden bisher 7 Todesfälle infolge des Sturms gemeldet: jeweils drei in Grenada und Venezuela sowie einer in St. Vincent und den Grenadinen.So früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die ein halbes Jahr dauert, war noch nie ein so starker Sturm registriert worden - nach Angaben des Experten Philip Klotzbach von der Colorado State University ist „Beryl“ der stärkste je erfasste Atlantik-Hurrikan im Juli. Zwischenzeitlich maß das NHC Windgeschwindigkeiten um die 270 Kilometer pro Stunde - ab 252 ist die Kategorie 5 erreicht. Im Zuge des Klimawandels macht wärmeres Meereswasser starke Wirbelstürme wahrscheinlicher.
„Direkte Folge der Klimakrise“
Mitchell nannte den Hurrikan eine direkte Folge der Klimakrise. Er betonte, Grenada wolle nicht mehr hinnehmen, dass kleine Inselentwicklungsländer die Klimafolgen ausbaden und sich für den Wiederaufbau verschulden müssten, während die hauptsächlich verantwortlichen Staaten nichts täten. Die Europäische Union sagte Grenada und St. Vincent und den Grenadinen humanitäre Hilfe von insgesamt 450.000 Euro zu.„Beryl“ bewegt sich weiter in westnordwestliche Richtung. Das Sturmzentrum wird nach den Prognosen des NHC in der Nacht (Ortszeit) knapp südlich an den Kaimaninseln vorbeiziehen und in der Nacht auf Freitag über der mexikanischen Halbinsel Yucatán wieder auf Land treffen. „Beryl“ werde voraussichtlich in den nächsten Tagen etwas abschwächen, aber ein Hurrikan bleiben. In Yucatáns Urlaubsorten wie Cancún und Tulum, wo sich nach Behördenangaben derzeit noch mehr als 380.000 Urlauber aufhalten, laufen Vorkehrungen - aus Nestern am Strand Playa Delfines in Cancún brachten die Behörden etwa mehr als 10.000 Schildkröteneier in Sicherheit.
In Supermärkten decken sich Medienberichten zufolge Menschen mit Wasser und Lebensmitteln ein. Fenster werden mit Holzplatten geschützt. Notunterkünfte stünden bereit, teilte die Koordinatorin des nationalen Zivilschutzes, Laura Velázquez, mit. In den Schulen des Bundesstaates Quintana Roo fällt am Donnerstag und Freitag der Unterricht aus. Die Häfen werden geschlossen - auch für Kreuzfahrtschiffe.