STOL: Frau Negra, womit haben Sie sich in Ihrer Arbeit befasst?
Daniela Negra: Es geht um Endometriose, eine Krankheit, die ziemlich viele Frauen betrifft, aber über die man noch verhältnismäßig wenig weiß. Ganz generell gesprochen äußert sich diese Krankheit dadurch, dass Gewebeanteile, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln außerhalb der Gebärmutter wachsen. Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen sind die Folge, es können Organe verklebt werden und das wiederum kann starke Schmerzen hervorrufen. Akute Regelschmerzen kennt man in der Gesellschaft, aber oft ist man der Auffassung, das sei normal. Und das stimmt nur bis zu einem gewissen Maße.
STOL: Starke Menstruationsschmerzen sollten also nicht einfach so hingenommen werden?
Negra: Wenn es richtig stark schmerzt, muss es auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden, denn es kann diese Erkrankung sein.
STOL: Wie viele Frauen sind davon betroffen?
Negra: Das ist sehr schwer zu sagen, da die Forschung in diesem Bereich noch stark hinterherhinkt. Es gibt Zahlen, die sogar von 30 Prozent an betroffenen Frauen ausgehen, die häufigsten Daten beziffern eine Quote von 10 Prozent. Aber es braucht sogar in Spezialistenkreisen noch viel Aufklärungsarbeit.
STOL: Und dazu möchten Sie mit dieser Arbeit beitragen?
Negra: Bis jetzt wird Endometriose wie ein Tumor in verschiedene Stufen eingeteilt. Somit kann eine zielgerichtetere Therapie ermöglicht werden. Bis heute muss aber operiert werden, nur um die Stufe bzw. die Phase zu erkennen. Mit anderen Forschern in der Literatur wollten Dr. Martin Karner, Primar der Radiologie in Bruneck, und ich beweisen, dass die Magnetresonanz gleich gut ist wie die OP. In Zukunft soll die Magnetresonanz die OP ersetzen, das ist das Ziel. Natürlich ist es weit weniger problematisch, mich für 20 oder 30 Minuten für eine Magnetresonanz in die Röhre zu setzen als mich einer OP zu unterziehen. Das war eine retrospektive Studie, nun bräuchte es dazu eine prospektive Studie, um noch spezifischere Daten zu erhalten.
STOL: Was für Daten hatten Sie zur Verfügung?
Negra: Wir haben Daten von 121 Patientinnen in einem Zeitraum von mehr als 10 Jahren analysiert. Diese Patientinnen wurden im spezialisierten Zentrum des Brunecker Krankenhauses unter der Leitung des ehemaligen Primars Dr. Martin Steinkasserer, Dr. Primar Dr. Engl und Primar Dr. Hanni von der Gynäkologie operiert. Es braucht viel Erfahrung und die nötigen Spezialisten, um zur richtigen Diagnose zu kommen. Davon abgesehen, ist es wichtig, dass Regelschmerzen dieses Stigma verlieren.
STOL: Wie meinen Sie das?
Negra: Regelschmerzen sind nur bis zu einem gewissen Grad normal. Aber es kann nicht einfach so hingenommen werden, dass sich die Lebensqualität verschlechtert bzw. die Frau einige Tage nicht zur Arbeit gehen kann. Denn in einem größeren Kontext haben derartige Einschränkungen Auswirkungen auf die Geschlechtergerechtigkeit.